Die FRISCHELOGISTIK veröffentlichte in ihrer Ausgabe 06/2020 einen umfangreichen Fachbeitrag über die HAUSER greenTHEK, deren Prototyp dieses Jahr erfolgreich auf der EuroShop präsentiert wurde. Hier geht es zum Beitrag im Fachmagazin für die gesamte Frische- und Tiefkühlkette.
Ökologie und Nachhaltigkeit gewinnen auch bei Kühlmöbeln und Kältetechnik eine immer größere Bedeutung. Der Einsatz von CO2 als natürliches Kältemittel ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Es gibt aber auch innovative Ansätze, um Kühlmöbel umweltfreundlicher und recyclingfähiger zu gestalten. Das Entwicklungsprojekt „greenThek“ zeigt diese Möglichkeiten auf.
Konventionelle Kühlmöbel sind durch ihren Materialmix aus Werkstoffen wie Stahl, PU-Schäumen, Kunststoff und Glas nur teilweise wiederverwertbar. Es liegt daher auf der Hand, alternative Konzepte zu entwickeln, die einen höheren ökologischen Nutzen aufweisen und weniger CO2 über den gesamten Lebenszyklus verursachen. Um die Akzeptanz am Markt eines nachhaltigen Kühlmöbels zu ermitteln, hat der Kältespezialist Hauser eine Marktanalyse in Auftrag gegeben, bei der die Trendthemen Nachhaltigkeit und Ökologie in der Kühlmöbelbranche abgefragt wurden. Gleichzeitig führte die Universität für Bodenkultur eine Machbarkeitsstudie durch. Diese bestätigte eine technische Realisierung eines ökologisch konzipierten Kühlmöbels, wenn auch zu höheren Kosten als bei konventioneller Bauweise.
Geeignete Naturwerkstoffe
Bei der Konstruktion der „grünen“ Kühltheke stieß das Projektteam auf zwei große Herausforderungen. Zum einen musste die herkömmliche Unterkonstruktion aus Stahlprofilen komplett durch Holz ersetzt werden. Dabei mussten wichtige Parameter wie hohe Stabilität, aber auch ansprechendes Design und praktikables Handling gewährleistet werden. Als zweite große Aufgabe erwies sich die Auswahl von geeigneten Natur-Dämmstoffen, die dem konventionellen Polyurethanschaum ebenbürtig sind. Dabei wurden unterschiedliche natürliche Materialien betrachtet, von Schafwolle über Holz und Hanf bis Geolyth. Die Entscheidung fiel schließlich für die beiden letzteren, weil sie die besten Dämmwerte aufwiesen.
Konzept einer „grünen“ Kühltheke
Die Entwicklung des nachhaltigen Kühlmöbels startete in enger Kooperation mit Partnern – darunter die Universität für Bodenkultur, die Technische Universität Graz, das Innovationszentrum Weiz und Weitere. Damit konnten unterschiedliche fachliche Kompetenzen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sichergestellt werden. Als grundlegender Werkstoff wurde Holz definiert, das durch seine vorteilhaften Eigenschaften wie hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, einfache Verarbeitung und beste Recyclingfähigkeit vielseitig einsetzbar ist. Zudem ist es besonders umweltfreundlich, weil es während des Wachstums CO2 speichert und dieses im gesamten Lebenszyklus puffert.
Nachhaltige Werkstoffe
Der CO2-neutrale Werkstoff Holz ersetzt nicht nur Stahl in der Unterkonstruktion, sondern auch im Wannenaufbau und bei Front- und Seitenverkleidungen. Dabei wurden die einzelnen Teile verschränkt verbunden. Anstatt dem konventionellen Polyurethan-Schaum sind natürliche Dämmmaterialien wie Geolyth oder Hanf im Einsatz. Front- und Seitenverkleidung sind in geöltem Massivholz ausgeführt. Dabei sind unterschiedliche Designs und Varianten möglich, je nach (regionaler) Holzart, Oberflächenbehandlung und Ladenbaukonzept. Die Wanne ist in Sandwichbauweise gefertigt, mit Holz außen, Naturdämmstoff als Isolierung sowie Edelstahl für die Innenseite. Damit ist die Vitrine – wie bei der Standardausführung – für alle offenen Lebensmittel geeignet. Konventionell konstruiert sind die Glasabdeckung sowie die ausgereifte Kältetechnik, die CO2 als natürliches Kältemittel verwendet.
Gleiche Leistung, weniger Umweltbelastung
Ein Vergleich von Handling, Kapazität und Energieverbrauch zeigt grundsätzlich keine Unterschiede zwischen der greenTHEK und einer konventionellen Vitrine. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Stärke des Dämmmaterials von rund 40 mm bei einem herkömmlichen Kühlmöbel auf rund 55 mm in der „grünen“ Variante mit natürlichen Dämmstoffen erhöht werden muss. Die Vitrine aus Holz und Holzwerkstoffen ist zu 100 Prozent recyclebar, da die einzelnen Baugruppen in ihre stofflich reinen Komponenten getrennt werden können. Die wiedergewonnenen Werkstoffe dienen kaskadenartig als Rohstoff für neue Produkte. Als letzte Verwendung kann das Holz thermisch als Brennstoff genutzt werden. Geschätzt kann man mit der „grünen“ Kühltheke rund 20 bis 30 Prozent CO2 (oder 110 kg CO2 pro Laufmeter) gegenüber einem klassisch gefertigten Möbel einsparen.
Umfrage bei der Messe
Im Zuge der EuroShop 2020 wurde der Nutzwert einer „grünen“ Kühltheke abgefragt. Dabei ergab sich, dass die Kunden die Eigenschaften von Kühlmöbeln folgendermaßen bewerten (in absteigender Reihenfolge): 1. Handling für das Personal 2. Design 3. Ökologie 4. Konstruktion 5. Modulare Bauweise Die Ergebnisse zeigen, dass das Konzept eines umweltfreundlichen Kühlmöbels interessant ist, das Thema Ökologie bei den Kunden aber noch nicht ganz oben steht. Einfache Bedienbarkeit für das Personal und ansprechendes Design sind nach wie vor die wichtigsten Parameter, wenn es um eine Investitionsentscheidung geht. Allerdings nimmt der Trend zu Nachhaltigkeit und Ökologie auch im Lebensmittelhandel immer mehr Fahrt auf, sodass auch umweltfreundliche Kühltechnik verstärkt nachgefragt wird. Die steigende Anzahl an Bio-Supermärkten zeigt bereits heute, in welche Richtung sich die Branche entwickelt.
Autoren:
Andreas Schauer, Vice President Technical Development
Andreas Schauer hat bereits seine Lehre bei HAUSER absolviert und blickt auf 25 Jahre Erfahrung in der Kältetechnik zurück. Heute verantwortet der Technikspezialist den Bereich Technical Development, in dem innovative Kühlmöbel und kältetechnische Anlagen entwickelt und getestet werden.
Peter Breitenfellner, Vice President Sales International
Peter Breitenfellner ist seit über 20 Jahren für HAUSER tätig. Als Vice President Sales International bringt er seine Erfahrung und Expertise im Vertrieb ein und begleitet Kunden von der Anschaffung über die Planung bis hin zu Montage und anschließendem Service.